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Triops cancriformis (BOSC, 1801 ) ist ein Beispiel für ein lebendes Fossil. Seit 220 Millionen Jahren hat sich Triops in seiner Gestalt praktisch nicht verändert. Dies beweist eindrücklich, wie perfekt sich manche Wirbellosen an die Umweltbedingungen angepasst haben. Foto Timm Adam.

Nun, wie der Name schon selbst erklärt (die wissenschaftliche Bezeichnung für wirbellose Tiere lautet Evertebrata oder Invertebrata), sind es alle Tiere, die keine Wirbel und damit auch keine Wirbelsäule und keine Knochen besitzen. Im Gegensatz dazu stehen die Wirbeltiere (Vertebrata), die eben ein Innenskelett aus Knochen oder zumindest Knorpel besitzen. Insgesamt sind bis heute ca. 1,2 Millionen vielzellige Tierarten (Metazoa) beschrieben.

Quallen zählen ebenfalls zu den Wirbellosen. Diese hatte sich "verschwommen" und lag an einem Strand in Spanien. Leider entläd sich die Wut der tollen Badeurlauber oft auf alle Quallen, auch auf die für Menschen vollkommen ungefährlichen Arten. Da aber selten Unterschiede gemacht werden, kann man gestrandete Tiere meist nach ein paar Minuten hoffnungslos zerstückelt vorfinden. Selbst bei Feuerquallen nützt dieses sinnlose Verhalten natürlich absolut garnichts, aber Homo sapiens ist vielleicht doch nicht so hoch entwickelt, wie wir selbst zu glauben scheinen. Foto Timm Adam.

Eine kurze Gegenüberstellung (weiteres siehe unter "Die wahren Herrscher"): Es gibt mehr als 1.100.000 Millionen Arten von Wirbellosen Tieren - diese stehen gegenüber den etwa 54.000 Arten von Wirbeltieren.

Nicht verschweigen darf man dennoch, dass diese Einteilung, wie alle Einteilungen, volkommen willkürlich vorgenommen wurde. Es ist also keine "Zwei-Klassen-Gesellschaft". Die Einteilung wurde schon vor langer Zeit vorgenommen und seit dem hat sich Vieles getan in der Biologie. Deshalb spricht man davon, dass es sich um keine echte systematische Lösung handelt. Wie man es jedoch wendet und dreht, ein Fakt bleibt bestehen: Die Artenvielfalt bei Tieren, die sich "entschieden" haben, einen Körper ohne Wirbel zu entwickeln, ist um ein unglaublich Vielfaches höher, als bei denen, die im Laufe ihrer Entwicklung ein Innenskelett entwickelt haben.

Triops cancriformis beim Abgrasen der Wasseroberfläche, auf dem Rücken schwimmend. Foto Timm Adam 


Tja, das ist ein Ding. Einige. Es ist eigentlich viel einfacher, die Tiere aufzuzählen, die nicht dazu gehören, aber ich versuche es trotzdem: Es gibt fünf Reiche (dies ist die gröbste Unterteilung, die in der Biologie vorgenommen wird) von Lebewesen: Einzeller ohne echten Zellkern, Einzeller mit echtem Zellkern, Pilze, Pflanzen und mehrzellige Tiere. Innerhalb der mehrzelligen Tiere ist die nächste und gröbste Unterteilung eben die in Wirbellose und Wirbeltiere (wie so oft straft die Natur unser mühseliges Denken in streng abgegrenzten Kategorien mit Hohn und Missachtung: In allen Gruppen gibt es immer wieder Übergangs- und Zwischenformen die sich nur schwer in eine Gruppe pressen lassen).

Folgende Tiergruppen (Tierstämme) gehören zu den Wirbellosen: Porifera (Schwämme), Cnidaria (Nesseltiere), Ctenophora (Rippenquallen), Mesozoa ("Zwischentiere"), Plathelminthes (Plattwürmer), Nemertini (Schnurwürmer), Entoprocta (Kelchwürmer), Nemathelminthes (Schlauchwürmer), Priapulida (Priapswürmer), Mollusca (Weichtiere), Sipunculida (Spritzwürmer), Echiurida (Igelwürmer), Annelida (Ringelwürmer), Onychophora (Stummelfüßer), Tardigrada (Bärtierchen), Pentastomida (Zungenwürmer), Arthropoda (Gliederfüßer), Tentaculata (Kranzfühler), Echinodermata (Stachelhäuter)


Nun das sind sie also. Buchstaben können jedoch nicht zeigen, wie unglaublich schön, interessant, faszinierend, artenreich und vielfältig die Wirbellosen sind und welche unglaublichen Formen und Farben, welche bizarr anmutenden und erstaunlichen Verhaltensweisen diese Tiere hervorgebracht haben. Dies alles muss man gesehen, gefühlt, gehört haben. Um dies zu erleben, kann man entweder raus in die Natur gehen oder auch selbst wirbellose Tiere zu Hause halten bzw. diese in Zoos oder anderen Einrichtungen beobachten (auf dem Foto ist Phasma gigas mit aufgefächerten Flügeln zu sehen, eine weitere Gespenstschreckenart die im Terrarium etabliert ist. Foto Timm Adam.). Ein paar bescheidene Fotos von einigen Beispielen sind ja auf diesen Seiten zu sehen. Es sind jedoch Momentaufnahmen und lassen vieles offen. Fazit: Losgehen und selbst staunen! Erlebnisse aus erster Hand sind nur so weit entfernt wie das nächste Spinnennetz im Garten, die Schnecke am Löwenzahn, der Regenwurm im Komposthaufen oder die Assel unter dem Blumentopf! Auch Sporttaucher können im Meer viele verschiedene, bizarre und bunte Wirbellose bestaunen. Am Strand kann man Spuren von Wirbellosen finden (Sepia-Schulpe, Muscheln- und Schneckengehäuse, usw.) und jede Menge lebende Tiere (Krabben, usw.). 

Die größte Spinnenart Theraphosa blondi in Abwehrstellung. Theraphosa blondi wird mittlerweile ebenfalls recht häufig in Terrarien gehalten. Foto Timm Adam.


Ein paar Worte zu biologischen Fachwörtern: Ich versuche hier eine ordentliche Grätsche zu machen zwischen einerseits einigermaßen verständlichem Deutsch und andererseits einigermaßen richtiger Fachsprache; an sich eigentlich unmöglich. Die wichtigsten Erklärungen kurz hier: An einigen Stellen ist von Tiergruppen die Rede. Ich verwende den Begriff Gruppe als Sammelbegriff für viele verschiedene Begriffe aus der Systematik. Systematik bezeichnet die Ordnungsversuche von Biologen mit z.B. folgenden Fragestellungen: Welche Lebewesen sind nahe miteinander verwandt, wie haben sie sich wann woraus entwickelt? usw.. Systematik und Taxonomie sind sehr komplexe Disziplinen und auch studierte Biologen können schnell verzweifeln, wenn sie sich damit auseinandersetzen. Zu allem Überfluss gibt es recht unterschiedliche Meinungen über die Verwendung von Einheiten. Ein Beispiel: Ein Biologe sagt: Dieses Tier gehört zur Familie XY, der andere Biologe sagt:, Nein, es gibt keine Famile XY es handelt sich hier um die Unterfamilie XYZ.  Ebenso gibt es z.B. unterschiedliche Meinungen darüber ob die Gottesanbeterinnen ein eigenständige Ordnung der Insekten sind oder nicht. Meine Meinung ist ganz einfach, dass sich jeder, der sich für die Haltung und Zucht von Tieren interessiert, sich auch ein wenig mit dem Fachwissen auseinandersetzen muss. Die Entscheidung über Zuordnung und wie, was, wohin obliegt der Wissenschaft und sollte jemanden, der sich aus Begeisterung für die Tiere mit ihnen hobbymäßig beschhäftigt, nicht zu sehr verwirren und stören. Es ist nun einmal so und um einigermaßen mit Gleichgesinnten kommunizieren zu können, ist eine gewisse Fachkenntnis und ein Wissen um Fachsprache unabdingbar. Die ganze Problematik ist natürlich einfach aufgrund der unvorstellbaren Artenvielfalt bei den Wirbellosen um ein Vielfaches größer, komplexer und unübersichtlicher. Deshalb auch immer wieder die Bezeichnung Gruppe für Stämme, Klassen, Ordnungen, Familien, usw.. Die genauen Angaben mache ich nur dort, wo einigermaßen Übereinstimmung in der Fachwelt herrscht (die mir natürlich bei den vielen Tierchen und damit vielen Wissenschaftlern auch nicht komplett in allen Einzelheiten bekannt ist) oder sich seit einiger Zeit nichts verändert hat (ein Beispiel: Dass die Käfer/Coleoptera eine Ordnung der Insekten sind, wird von niemand Ernstzunehmenden in Frage gestellt und wird sich in nächster Zeit auch nicht ändern).

Auch Tiere aus der Gruppe Myriapoda (Tausendfüßer) werden in Terrarien gehalten. Hier ist ein Riesenläufer (Scolopendromorpha) der Art Scolopendra subspinipes aus Indonesien zu sehen. Foto Timm Adam.

Welche Fachausdrücke kommen noch häufiger vor? Larve/Larven: Dies sind die Jugendstadien von Wirbellosen; Imago/Imagines: das ist der Fachausdruck für die das letzte Stadium z.B. bei Insekten; adult: gleichbedeutend mit erwachsen bzw. geschlechtsreif; Carapax: Dies ist ein Teil des Außenskelettes von Krebstieren, die Platte auf der Rückenseite der Tiere; Körperlänge: Dies ist oft ein Ziel maßloser Übertreibungen, die Körperlänge geht nur vom Kopfrand bis zum Körperende, es werden also z.B. bei Insekten keine Fühler, überstehende Flügel oder sonst etwas mitgerechnet; Exuvie: so wird die von Tieren mit Außenskelett bei einer Häutung abgestreifte Hülle genannt; Prosoma: Vorderleib der Spinnen, Opisthosoma: Hinterleib der Spinnen;

Noch ein Punkt erscheint mir wichtig. Wir geben immer die wissenschaftliche Bezeichnung und, sofern uns bekannt, auch den dazugehörigen Autor und das Jahr der Erstbeschreibung bei jeder Tierart an. Dies sollte auch bei Hobbyzüchtern die Regel sein. Besonders wichtig sind diese Daten, zusammen mit dem möglichst genauen Fundort, wenn man Tiere abgibt.


Wir Menschen neigen dazu, alle unsere Wahrnehmungen und Sinne direkt auf andere Lebewesen zu übertragen! Das sind sogenannte Anthropomorphismen und diese werden den Lebewesen einfach nicht gerecht. "Ein schöner Schmetterling!" "Eine häßliche, eklige Schabe!" Wer entscheidet über Schönheit und Häßlichkeit, über lieb oder böse, über Hinterlist oder Selbstlosigkeit? Natürlich der Mensch. Dumm nur, dass dies außer uns kein einziges Lebewesen interessiert. Allenthalben tun wir es trotzdem: Wir übertragen unsere Sichtweisen, unsere Gefühlswelt und unsere Wertvorstellungen auf andere Lebewesen. Dies kommt wohl aus unserer Tradition uns als die Krönung der Schöpfung zu betrachten. Nun, das ist Ansichtssache. Mancher kommt nach eingehender Beschäftigung mit der Tierwelt zu dem Schluss, dass ganz andere Tierchen einfach "besser" sind. So wie man einst glaubte, dass die Erde das Zentrum des Weltalls sei, hängen heute immer noch viele Menschen an dem Glauben, der Mensch sei das am höchsten entwickelte Lebewesen. Die Folgerung daraus ist eben, dass alle anderen Lebewesen einen geringeren Wert besitzen. Besonders schnell werden Lebewesen deklassiert, welche nach unserer Einschätzung vollkommen fremdartig sind, für uns häßlich aussehen oder vielleicht Pflanzen essen, die wir eigentlich haben wollten. Begriffe wie Schädlinge und Lästlinge sind in der Mehrheit aller Fälle für -ihr habt es schon erraten- Wirbellose reserviert. Wenn ein Tier ein Fell hat, dann ist seine Chance um ca. 99,9% gestiegen, in unseren Augen eine Lebensberechtigung zu haben. Tatsache ist und bleibt: jedes Lebewesen hat seinen Platz in der Welt und solange wir nicht in einem Bereich herumpfuschen, passiert nichts und es gibt keine Schädlinge. Leider ist vieles überhaupt nicht mehr rückgängig zu machen und somit sind manche Populationen von Tieren dazu verdammt "Schädling" zu bleiben. Selbst dem begeistertesten Biologen fällt es schwer, der Schabe in seinem Hotelzimmer Sympathie entgegen zu bringen. Auch uns will ich davon nicht freisprechen.

Eine Larve einer Schwärmerart -  Lepidoptera (Schmetterlinge), Sphingidae (Familie Schwärmer) -  an einem Strand in Spanien. Was diese Larve hier wollte, war uns nicht ganz klar, war es doch ein recht breiter Sandstrand und der Weg bis zur nächsten Futterpflanze oder einem geeigneten Ort zur Verpuppung recht weit. Foto Timm Adam.


Letzte Aktualisierung am 01.02.2016